Psychotherapie

Shownotes

Was ist Psychotherapie? Michael Buchholz findet das gar nicht so leicht zu definieren. Ziemlich sicher ist, dass es darum geht, miteinander zu sprechen und dadurch psychische Probleme zu behandeln. Die Psychoanalyse wird daher auch als "Redekur" bezeichnet. Doch was unterscheidet verschiedene Formen von Psychotherapie – und wann gelingt eine psychotherapeutische Behandlung?

Im Gespräch erwähnte Literatur: Buchholz, Michael (2017). Zur Lage der professionellen Psychotherapie. Forum der Psychoanalyse, 33, S. 289–310. Buchholz, Michael (1999). Psychotherapie als Profession. Psychosozial-Verlag. Woofolk, Robert L. (2015). Vom gesellschaftlichen und kulturellen Wert der Psychotherapie. CIP-Medien.

Personen: Winnicott, Donald W. (1896–1971): Englischer Kinderarzt und Psychoanalytiker, vor allem bekannt für seine psychoanalytische Arbeit mit Kindern Luborsky, Lester (1920–2009): Psychoanalytiker und Psychotherapieforscher, bekannt für empirische Psychotherapieforschung Wampold, Bruce (1948): Emeritierter Professor für Beratungspsychologie, University of Wisconsin Insel, Thomas R. (1951): Neurowissenschaftler, Psychiater und ehemaliger Leiter des NIMH Beck, Aaron T. (*1921): Psychiater, Psychotherapeut, unter anderem Entwickler des Beck-Depressions-Inventar (BDI) und Wegbereiter der Kognitiven Verhaltenstherapie

Abkürzungen: DSM – Diagnostic and Statistical Manual NIMH – National Institute of Mental Health NICE – National Institute for Health and Care Excellence

Kommentare (6)

Marion M.

Wie mißt man den Erfolg einer Psychoanalyse -therapie? Wie misst man denn, den Erfolg (Effektivität u. Effizienz) einer „Psychoanalyse –therapie“? Auf was greift man zurück? Oder was nimmt man als Maßstab? Ich bin Laie. Als Patient kann ich das durch andere Sichtweiße, anderes Denken, Verhalten, umgehen mit etwas noch erkennen. Aber wie gehen Therapeuten, Forscher…..vor? Wie wird das festgehalten? Ist das kurz u. verständlich zu erklären?

Marion M.

Lieber Marco, was Du sagst, schmerzt mich beinah. Ich nehme an, dass Du Herrn Buchholz nie als Therapeuten kennengelernt hast. Sonst würdest Du so etwas nicht sagen. Zum Erfolg der Psychoanalyse kann ich nichts sagen. Manches sehe ich auch etwas anders als er. Bin aber sicher, dass Herr Buchholz nichts ungeprüft behauptet, wovon er nicht überzeugt ist. Und schon gar keinen Blödsinn redet. Ich stimme ihm, in allem, was er hier sagt, zu. Ich durfte 1981/82 ihm als Therapeuten begegnen. Mit mir hatte er eine schwierige und sehr unangenehme Patientin. Doch bei allen Schwierigkeiten, die wir hatten, hat er in mir etwas zurückgelassen. Das mich fasziniert hat, und das auch immer blieb. 2017 durfte ich ihm noch einmal begegnen. Wir hatten einige Monate einen schriftl. Austausch. Er kannte, wußte nichts über mich. Und doch hatte ich oft das Gefühl, dass er mich kennt. Er war mir ein großes Geschenk. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Ein guter Therapeut? Eine erfolgreiche Therapie? Ja, es ist die „Person“, die wichtig ist, nicht die „Methode“. Du kommst, kannst erstmal ankommen, spüren; den Therapeuten, den Raum. Hier ist keine Bedrohung, kein Chaos, keine Gewalt. Ordnung, Ruhe. Du fühlst dich sicher. Du kannst abgeben, atmen, es wird dir schon leichter. Hier darfst, kannst du sein. Der Therapeut, spürt Dich, auch wenn du schweigst. Du wendest dich ihm zu, spürst. Er läßt dich. Langsam entsteht etwas, du sagst ihm, erreichst ihn. Es entsteht immer mehr. Verbindung, Nähe, Er sagt was, doch er gibt mehr. Seine Art, seine wohltuende Sprache erreichen dich. Es entsteht etwas, was trägt, und bleibt, auch wenn es schmerzhaft, schwierig wird, zu einer Auseinandersetzung kommt. All dies, macht es möglich, dich auf den Therapeuten einzulassen. Mit allem, was in dir ist, Gutes, Schlechtes. Deine dunkelsten Seiten, übelsten Taten, Gedanken, Fantasien (die du selber nicht erträgst) läßt du ihn sehen. Er klagt nicht an. Versucht Ordnung in Dein Chaos zu bringen. Entdeckt in Dir, was du noch nicht kennst. Schaut mit dir an, versucht zu beschreiben, erklären. Er will dich verstehen und annehmen lassen. Er begreift dich immer mehr. Du kannst verstehen und lernst anzunehmen. Was du nicht sagen kannst, weiß er manchmal schon. Auch, wie du dich fühlst benennt er sehr vorsichtig, aber klar. Er macht so vieles sichtbar und deutlich. All das macht die „Person“. Nicht die „Methode“. So kann das „Arbeiten“ beginnen. Und so kann es eine „erfolgreiche Therapie“ werden. Es ist nicht immer das „Wie viel?“, der Wert liegt in dem „was bleibt“ Der Therapeut nimmt viele Rollen an. Gut so, hilfreich, manchmal notwendig. All dies macht ihn zu einem professionellen guten Therapeuten Ich habe das bei anderen Therapeuten/innen „so“ oder gar nicht gefunden. Herr Buchholz ist ein ganz „Großer “. Für all das schätze und liebe ich

Daniel Jakubowski

Hallo Marco, es ist sehr schade, dass du die Aussagen von Herrn Buchholz rundheraus ablehnst und als "Blödsinn" titulierst, ohne dafür zumindest Argumente zu liefern. So bekommt man den Eindruck, dass es dir gar nicht darum geht Widerspruch einzulegen, sondern einfach nur etwas herabzuwürdigen. Sonst wäre es ja ein leichtes, wenigstens eine Gegenbehauptung aufzustellen - oder diese sogar mit Fakten zu belegen. Hier kommen von unserer Seite ein paar Fakten. Wir können also gerne darüber sprechen, was an der Aussage von Herrn Buchholz so falsch ist. Belege für die Aussage finden sich in den folgenden Studien. Gegenteilige Nach- oder Hinweise würden mich allerdings auch interessieren. Leichsenring, F., & Rabung, S. (2008). Effectiveness of Long-term Psychodynamic Psychotherapy. A Meta-Analysis. JAMA, 13, 1551–1565. Leichsenring, F., & Rabung, S. (2013). Zur Kontroverse um die Wirksamkeit psychodynamischer Therapie. Z. Psychosom. Med. Psychother., 59, 13–32. Leichsenring, F., Salzer, S., Beutel, M. E., Herpertz, S., Hiller, W., Hoyer, J., . . . Leibing, E. (2014). Long-Term Outcome of Psychodynamic Therapy and Cognitive-Behavioral Therapy in Social Anxiety Disorder. Amer. J. Psychiatry, 1–9. Leichsenring, F., Luyten, P., Hilsenroth, M. J., Abbass, A., Barber, J. P., Keefe, J. R., . . . Steinert, C. (2015). Psychodynamic therapy meets evidence-based medicine. A systematic review using updated criteria. The Lancet Psychiatry, 2, 648–660. https://doi.org/10.1016/S2215-0366(15)00155-8 Shedler, J. (2010). The efficacy of psychodynamic psychotherapy. American Psychologist, 65, 98–109. https://doi.org/10.1037/a0018378

Marco

An der Stelle, wo Buchholz behauptet, die Psychoanalyse wäre das Verfahren, welches in Bezug auf seine Wirksamkeit die höchsten Effektstärken im Vergleich zu allen anderen (!) Psychotherapieverfahren erziele, habe ich ausgeschaltet ("Die Psychoanalyse hat eine Effektstärke weit über dem Durchschnitt aller Psychotherapien, von etwa 1,4 bis 1,5"). Wer so viel Blödsinn in einem Satz behaupten kann, dem mag ich nicht weiter meine Aufmerksamkeit schenken.

Marion M.

Mag ich - es ist ein sehr schönes Foto

Gudula Nadler-Herr

Lieber Herr Buchholz, vielen Dank für diesen wichtigen und klärenden Beitrag

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